Vom Loon Lake auf dem Highway 99 nach Whistler, Tag 17

Ausblick von der Campsite auf den Loon Lake

Nach einer friedlichen Nacht am Loon Lake war das Aufwachen wunderschön. Der See lag absolut windstill da und nur Nebel, der vom Wasser aufstieg, störte das Glitzern der Wasseroberfläche. Man sollte an diesem idyllischen Flecken eigentlich noch mindestens einen Tag bleiben, das hätte unsere restliche Reiseplanung aber sehr strapaziert. Nach dem Frühstück auf unserem Steg am See sind wir also aufgebrochen und haben das White Moose Resort verlassen.

Abstecher nach Clinton, BC.

Da der Loon Lake in der Nähe von Clinton liegt (selbst nach deutschen Verhältnissen), hatten wir vor, Freunde eines Bekannten zu besuchen, die vor einigen Jahren nach Kanada ausgewandert waren. Ihnen sollte eine Ranch gehören, auf der sie Gäste in Cabins beherbergen, mit denen sie Reitausflüge ins Umland übernehmen: die Moondance Guest Ranch. Wir hatten nur Namen, Telefonnummer und ein Postfach, jedoch keine Anschrift der Ranch.

Unter der Telefonnummer war nur ein anonym besprochener Anrufbeantworter zu erreichen, was uns natürlich in Bezug für die Adresse nicht geholfen hat. Wir sind also einfach mal nach Clinton gefahren und haben uns beim gewöhnlich gut informierten Tankwart nach der Ranch erkundigt. Trotz der sprichwörtlichen kanadischen Hilfsbereitschaft konnte uns aber weder er, noch das Telefonbuch (das sogar über eine Rückwärtssuche verfügt) weiterhelfen. Das klappte erst im Diner gegenüber. Der Koch dort („he knows all“) gab uns eine detaillierte Wegbeschreibung. Es kam, wie es kommen musste: Nach einem Stück Highway, einem Stück asphaltierter Straße und 20 Kilometern Schotterpiste erreichten wir die Ranch und trafen auch tatsächlich den Besitzer an. Der war nun allerdings gar nicht der von uns Gesuchte. Das Paar, das wir besuchen wollten, hatte die Ranch schon Jahre zuvor verlassen – in unbekannter Richtung. Unser Bekannter schien also zu seinen Freunden keinen sehr engen Kontakt zu pflegen.

Highway 99

Der Umweg über Clinton und vor allem die Suche und die Schotterpiste hatten uns viel Zeit gekostet, also nichts wie los zu unserem Tagesziel Whistler. Wir nahmen von Clinton aus den Highway 97 nach Süden bis Junction, um dort auf den Highway 99 zu wechseln, der uns direkt bis nach Whistler bringt. Hätte ich vorher gewusst, was für eine kurvige, enge und teils schlechte Straße dieser Highway 99 ist, wäre es zum Besuch auf der Ranch nie gekommen. Insgesamt waren es zwar auch mit dem Ausflug nur knapp 350 Kilometer, durch die Streckenbeschaffenheit fühlte es sich aber glatt nach dem Doppelten an, was an diesem Tag bewältigt werden musste.

Blick auf die Landschaft am Highway 99, kurz vor Lilloet

Landschaftlich gibt die Strecke aber viel her. Ist die Gegend bis Lillooet noch ziemlich karg, nimmt die Vegetation ab dort schlagartig zu und man fährt weitgehend durch dicht bewaldetes Gebiet. Lillooet selbst, das sich auf Schildern „The Nugget of British Columbia“ nennt, zeigte sich uns als kleines schmuddeliges Nest, das wir nur für einen kurzen Stopp zum Essen und Beinevertreten nutzten. Aus anderen Reiseberichten kenn ich allerdings andere Erfahrungen, sodass wir es vielleicht mal auf einen zweiten Versuch ankommen lassen sollten.

Trotz der nur sehr kurzen Pause dauerte es allerdings beinahe bis 18.00 Uhr, bevor wir Whistler erreichten. Gerade das letzte Stück, in südwestlicher Richtung der immer flacher stehenden Sonne entgegen, war sehr anstrengend. Im dichten Wald war die Sonnenbrille keine Option und immer wieder blendete die Sonne, die hinter einer der vielen Kurven oft genau von vorn kam. Highway 99 ist schön aber anspruchsvoll zu fahren. Einspurige Holzbrücken, Schotterabschnitte, einige Baustellen zu diesem Zeitpunkt und viele Steigungen und Gefälle in Verbindung mit teils engen Streckenstücken und hohem Verkehrsaufkommen ließen zu wenig Möglichkeiten, die Schönheit der Strecke zu genießen. Auch Pemberton, das bei der Durchfahrt einen sehr netten Eindruck machte – durchaus bemerkenswert und keine Selbstverständlichkeit – konnte sich keinen Besuchspunkt mehr verdienen. Dabei hätte es dieses Städtchen sicher eher verdient als Lillooet.

Whistler

In Whistler angekommen, haben wir uns von der Tourist Information den Riverside Campground empfehlen lassen. Der Campground liegt ca. 2 km außerhalb des Whistler Village, also eine Entfernung, die gut zu laufen ist. Whistler Village ist nicht gerade ursprünglich und romantisch zu nennen – wie auch, bei einem so jungen Ort – macht jedoch einen sehr sauberen und guten Eindruck. Durch in Termin in der Nachsaison des Sommergeschäfts, weit vor der Wintersaison, war Whistler zwar belebt, jedoch nicht überlaufen. In der Hauptsaison sieht das sicher anders aus.

Wir hatten ein leckeres und reichhaltiges Dinner im BrewHouse (das „Big Wolf Bitter“ ist sehr zu empfehlen), einen Absacker im La Bocca und einen dann sehr willkommenen Spaziergang zurück zum Campground, der einen sehr gepflegten Eindruck machte, was sich allerdings beim Duschen am nächsten Morgen nicht bestätigte.