Vom Riverside Campground in Whistler sind wir nur noch kurz nach Whistler gefahren, um Kaffee und eine WiFi-Verbindung im Starbucks zu haben. Lange haben wir uns in der Stadt nicht mehr aufgehalten, war es doch unser Tagesziel, weiter den Sea to Sky Highway Richtung Vancouver zu fahren. Allerdings sollte es nur ein Stück weit gehen, nämlich bis Squamish, mit einem Abstecher zu den Shannon Falls.
Shannon Falls
Die Shannon Falls sind die dritthöchsten Wasserfälle British Columbias (335 Meter) und lohnen den kurzen Marsch vom Parkplatz direkt am Highway auf jeden Fall. Der Weg zum Fuß des Wasserfalls ist selbst für den ungeübtesten Wanderer leicht zu schaffen und erfordert keine großartige körperliche Fitness. Bestes Beispiel dafür war ein Pärchen, das wir am Vorabend noch in Whistler gesehen hatten, wo sie am Nebentisch verschiedenen alkoholischen Getränken reichlich zugesprochen hatten.
Die Shannon Falls selbst sind schön anzusehen, aber auch die Wälder ringsum sind wunderbar und durften bereits mehrfach als Filmkulisse herhalten. Wir haben uns noch eine ganze Weile vor Ort aufgehalten und den Wald und das tolle Wetter für eine Fotosession genutzt.
Wir wollten an diesem Tag noch nicht bis Vancouver fahren, schließlich hatten wir noch 2 Tage Zeit, den Camper zurückzugeben. In der Vorplanung hatten wir uns private Plätze in der Umgebung von Squamish ausgeguckt, als wir jedoch bei diesem traumhaften Wetter am Sea to Sky Highway unterwegs waren, wollten wir uns so wenig wie möglich von dort wegbewegen. Nach kurzem Kartenstudium haben wir uns dann für den Porteau Cove Provincial Park entschieden, der direkt am Highway 99 liegt und zwar an der Wasserseite.
Porteau Cove Provincial Park
Am Campingplatz in der Porteau Cove angekommen, hatten wir unverschämtes Glück, als wir uns am frühen Nachmittag eine der zwei letzten freien Campsites aussuchen konnten. Zurück am Eingang, um zu sagen, für welche Site wir uns entschieden hatten, konnten wir schon die ersten Camper bedauern, die abgewiesen wurden. Die Lage des Campgrounds ist auch wirklich phänomenal und das tolle Wetter tat ein Übriges, um dafür zu sorgen, dass alle Campsites belegt waren.
Mit 38 CAD für eine (sehr großzügige) Site und zusätzlichen Kosten für Feuerholz, das klatschnass aus einem Container gekauft werden konnte, immerhin aber mit Stromanschluss, ist der Campground nicht gerade günstig. Die Lage rechtfertigt aber diesen Preis absolut.
Wir sind zuerst noch ein wenig an der Bucht spazieren gegangen und haben insbesondere am Strand noch tolle Fotos vom angeschwemmten Treibholz gemacht, das der ganzen Bucht eine tolle Stimmung verleiht. Als unser Bewegungsdrang und die Lust auf stimmungsvolle Fotos erschöpft waren, haben wir uns noch mit einer Tasse Kaffee am Strand niedergelassen und die Abendsonne genossen. Bei dieser Gelegenheit ist auch das Bild mit dem Reisetagebuch entstanden, das als Kopf dieser Website zu sehen ist. Den ganzen Tag war am Himmel nicht das kleinste Wölkchen zu sehen und wir konnten eine wirklich perfekte Zeit genießen. Neben dem Bridge Lake und dem romantischen Platz am Loon Lake gehörte dieser Platz zu den schönsten und erinnernswertesten Punkten unserer Tour.
Unerwarteter Besuch
Abends – das teure, nasse Feuerholz war gerade mit reichlicher Rauchentwicklung angezündet – blieb vor unserer Site ein Pkw stehen und der Fahrer gestand mir, dass ihnen der Sprit ausgegangen war. Sein schweizer und mein deutscher Akzent machte die Entscheidung, von Englisch auf Deutsch zu wechseln übrigens sehr leicht.
In Ermangelung eines Reservekanisters konnten wir zwar nicht mit Benzin aushelfen, haben jedoch angeboten, die dreiköpfige Familie, die mit Pkw und Zelt unterwegs war, auf unserer großzügig bemessenen Site zu beherbergen. Schließlich hatten wir selbst schon die vorletzte Site erwischt und es gab für die Familie keine andere Möglichkeit mehr. Die Weiterfahrt war ja wegen des Spritmangels ausgeschlossen.
Es stellte sich bei der abendlichen Zusammenkunft am Picknicktisch heraus, dass die drei Schweizer auf einer Weltreise waren. Nach einigen sehr arbeitsreichen Jahren und einer erfolgreichen Unternehmensgründung hat man sich eine mehrmonatige Auszeit genommen, um vor der Einschulung der Tochter noch die Möglichkeit für ein solches Unterfangen zu nutzen. Kurz zum beeindruckenden Reiseverlauf: Gestartet sind die drei von Hamburg aus mit der Queen Mary II nach New York und weiter mit dem Canadian von Toronto nach Jasper. Von dort ging es dann mit dem Mietwagen bis zu unserem ungeplanten Treffen in der Porteau Cove, bevor ein paar Tage später in Seattle ein Motorhome übernommen werden sollte, um in einer fünfwöchigen Tour ganz entspannt nach Arizona zu fahren, wo die Oma besucht werden sollte. Anschließend stand ein dreiwöchiger Badeurlaub in der Karibik auf dem Programm, bevor es nach Südamerika ging, bis ganz runter zur Südspitze Chiles. Dann rüber nach Südafrika und von dort langsam zurück nach Hause, um zum Schulbeginn der Tochter wieder im Alltag anzukommen.
Wir haben später noch E-Mails mit wundervollen Fotos aus Oregon und Patagonien bekommen, teils mit sehr ausführlichen Reisebeschreibungen. Beim Schreiben dieser Zeilen plagt mich gerade mein schlechtes Gewissen, weil ich mich nicht mehr bei den dreien gemeldet hatte, die hoffentlich wohlbehalten wieder in der Schweiz angekommen und voller wunderbarer Erinnerungen an ihre Tour sind.