Nach den immerhin knapp 300 Kilometern vom Vortag, als wir von Revelstoke nach Banff gefahren waren, hatten wir hier auf dem Campground Tunnel Mountain Village 2 einen mindestens zweitägigen Aufenthalt geplant. Die Wetteraussichten waren für die nächsten Tage eh nicht so berauschend und so haben wir uns entschieden, diesen Tag ganz in Ruhe anzugehen.
Banff
Banff begrüßte uns an diesem Morgen mit nasskaltem Wetter bei Temperaturen knapp über Null. In einer Regenpause konnten wir dann erst einmal den Campingplatz erkunden, der direkt nördlich der Tunnel Mountain Road und damit am nordöstlichen Rand von Banff liegt. Leider hat sich die Umgebung, auf die man ansonsten von dort aus einen tollen Ausblick hat, völlig hinter Dunstschleiern und Regenwolken verborgen. Nach einem ausgiebigen Frühstück sind wir dann mit dem Shuttle ins Zentrum von Banff gefahren. Wegen des kalten Windes war das sehr angenehm und laufen konnten wir ja in der Stadt noch ausgiebig.
Zwar hatte ich wegen meiner fehlenden Haarpracht auch eine Kopfbedeckung mit nach Kanada gebracht, da so eine Baseball-Kappe aber den Kopf nur teilweise und die Ohren eher gar nicht bedeckt, war das für dieses Wetter nicht annähernd ausreichend. Vermutlich gibt es aber in den Rockies keinen besseren Platz, um sich mit Kleidung einzudecken, reiht sich in Banff doch ein Geschäft an das nächste und jede Marke für Sport- oder Winterbekleidung ist vertreten. Eine warme Mütze war also meine erste Anschaffung in Banff.
Der Regen hörte den ganzen Tag über nicht auf, wurde höchstens mal zu einem leichten Nieseln. Mit einem ganzen Paket Postkarten hatten wir uns dann in den Starbucks gesetzt. Eine willkommene Gelegenheit, mal wieder die E-Mails zu checken und kurzen Kontakt mit der Heimat zu pflegen. Die Postkarten hatten wir vorher bereits passend für den Versand nach Deutschland frankiert gekauft und so konnten wir ganz in Ruhe unsere Verpflichtungen erfüllen. Ganze 24 Karten sind an diesem Nachmittag individuell betextet worden und anschließend hatten wir bei dieser Pflichterfüllung vermutlich schon Anteile an Starbucks erworben.
Für den Rest des Tages reichte uns dann eine Pizza. Zwar ist es eine Schande, bei der großen Auswahl an Bars und Restaurants in Banff nur eine Schnellpizza zu essen, nach mehr war uns aber an dem Tag nicht zumute. Mit dem Shuttle ging es dann zurück zum Camper, der mit laufender Heizung auf uns wartete. Wie durch meine Wetter-App angekündigt, setzte am Abend Schneefall ein, der später auch zumindest abseits der Straßen liegen blieb.
Der erste Schnee in Banff
Dass Schnee gefallen war, war ja wenig überraschend, hatten wir doch am Abend schon die ersten Flocken gesehen. Was uns dann morgens beim ersten Blick aus dem Fenster unseres Campers erwartete, war dann allerdings doch eine Überraschung für uns. Die gesamte Umgebung war knapp 20 Zentimeter tief eingeschneit. Sollten wir Banff doch schon als Wintersportort kennenlernen? Geplant war das eigentlich nicht, stattdessen wollten wir an diesem Dienstag doch einen Ausflug nach Calgary machen. Der Schnee schien das erst einmal infrage zu stellen.
Nach dem Frühstück sah die Welt aber im wahrsten Sinne des Wortes schon ganz anders aus. Der Schnee war von den Straßen schon weitgehend abgetaut und da unser Camper auch noch sehr gut bereift war, konnten wir uns problemlos auf die Straße trauen. Canadier hätten vermutlich eh über unsere Bedenken gelacht.
Calgary
Über den Highway 1 geht es von Banff über gerade einmal 130 Kilometer nach Calgary. Ohne Stopp ist die Strecke also in einer guten Stunde zu schaffen. Hat man die Rockies nach ca. 30 Kilometern verlassen, verliert die Landschaft doch sehr an Reiz. Aus der imposanten Bergwelt der Rocky Mountains in die Prärie zu fahren, ist schon ein ziemlicher Kontrast. In der Gegenrichtung gibt das allerdings ein schönes Bild, wie wir später noch sehen durften.
Unser RV in Calgary zu parken, war zwar kein Problem, alle Möglichkeiten, die wir im Zentrum gefunden hatten, waren allerdings aauf eine Höchstparkdauer von drei Stunden begrenzt. Parktickets konnte man sich an Parkscheinautomaten ziehen, wie man sie auch in Deutschland kennt. Die Abwicklung war allerdings völlig anders: Zieht man sich in Deutschland ein Ticket, das man dann hinter die Windschutzscheibe legen muss, gibt man hier am Automat das Kennzeichen des Fahrzeugs und die Nummer des Bereichs an, in dem man das Fahrzeug abgestellt hat. Bezahlt wird bar oder, wie in Kanada auch bei Kleinstbeträgen problemlos möglich, mit Kreditkarte. Die Kontolleure sind also wohl ständig an die Zentrale angebunden, um die Parker zu überwachen. Bequem für alle Beteiligten.
Mit dem Zeitfenster von drei Stunden für Calgary ist der Aktionsradius natürlich stark eingeschränkt. Dazu kam, dass es nur unwesentlich wärmer war als in Banff – in tippe mal auf ca. 10° C – und ein leichter Wind ging. Kein Wetter, das für lange städtische Spaziergänge motiviert. Der Calgary Tower wäre eine interessante Alternative gewesen und wir standen auch an seinem Fuß, aber wegen der schlechten Sicht war das wenig lohnend. Wir haben uns dann also in die benachbarte Mall begeben und konnten dort bei angenehmen Temperaturen shoppen und uns an der für Westkanada typischen Vielfalt an Restaurants und Imbissständen stärken.
Nach drei Stunden waren wir pünktlich wieder am Camper und hatten eigentlich vor, die Parkzeit noch um zwei oder drei Stunden zu verlängern, um mehr Zeit in Calgary zu haben. Leider konnte man weder am gleichen Ort einfach Zeit dazu buchen, noch hat es geholfen, den Camper in der Nähe abzustellen, wo zumindest die Parkzone eine andere Nummer hatte. Das oben als so bequem beschriebene System zeigte uns nun also seine weniger schöne Seite. Auf unserem Weg hatte ich allerdings noch Straßenzüge gesehen, in denen man völlig frei parken konnte und gerade jetzt konnte ich aus dem Augenwinkel sogar eine Lücke sehen, die für unseren Little Boy groß genug war. Unschwer zu erraten, dass die Lücke natürlich besetzt war, bis ich tatsächlich mit dem Camper dort angekommen war.
Wir sind dann noch durch die benachbarten Wohngebiete gefahren, um uns ein Plätzchen zu suchen – leider ohne Erfolg. Sämtliche Straßenränder waren zugeparkt oder hatten nur eine Höchstparkdauer von einer Stunde – zu kurz für uns. Ein Ticket wollten wir nicht riskieren, die Preise dafür können in Kanada ziemlich heftig sein, wie man uns von mehreren Seiten berichtet hatte.
Schweren Herzens und leicht genervt vom Fahren im Stadtverkehr haben wir uns dann entschlossen, wieder den Rückweg nach Banff anzutreten, wo wir vor der Abfahrt noch für eine weitere Übernachtung nachregistriert hatten. Die Erkenntnis des Tages: Bei unserem nächsten Ausflug nach Calgary bleibt unser Camper am Stadtrand stehen und wir fahren mit dem Public Transport in die Innenstadt. Ist man mit dem Mietwagen unterwegs, gibt es natürlich gar keine Probleme, Parkplätze und Parkhäuser für PKW haben wir reichlich gesehen. Nur die Höhe des Campers stellte sich als problematisch heraus.
In einem Safeways am Stadtrand haben wir dann noch unsere Vorräte aufgefüllt und uns den obligatorischen Starbucks-Kaffee geholt. Bis dahin waren wir noch der Meinung, auch weiterhin an jeder Ecke einen Starbucks zu finden, was sich aber für die nächste Zeit als Trugschluss herausstellte. Es sollte nach diesem Tag eine ganze Woche dauern, bis wir (mittlerweile in Kamloops) das vertraute Logo wiedersahen. Fehlte schon der vertraute Kaffee in diesen Tagen, war es noch mehr die dort immer verfügbare Internetverbindung und damit der Kontakt nach Hause, was uns abging.
Der Rückweg über den Highway 1 nach Banff bot einige spektakuläre Ausblicke, als wir uns den Rocky Mountains näherten, wie die Bilder oben und nebenstehend hoffentlich andeuten können. Wir fuhren unter einer Wolkendecke der Sonne entgegen, die auch für die nächsten Tage unser zuverlässiger Begleiter werden sollte. Über den Rockies riss die Wolkendecke immer wieder auf und ließ verheißungsvoll einige Sonnenstrahlen durchblitzen. Nach dem grauen Tag enie willkommene Abwechslung. Im Starbucks hatten sich sogar noch zwei ältere Ladies (eigentlich eine alte und eine sehr alte Lady, augenscheinlich Mutter und Tochter) bei uns für das Wetter entschuldigt. Schließlich sei es ja unfair, wenn wir so viel Geld für eine Reise ausgäben und dann vom Wetter so begrüßt würden. Die beiden konnten ja auch nicht ahnen, dass wir bis auf wenige Regentropfen für den Rest der Reise nur noch Traumwetter bei Temperaturen von bis zu knapp 30° C haben sollten.
Canmore
Schon an unserem zweiten Tag im Camper hatten wir in Princeton eine Bedienung, die uns voller Inbrunst von Canmore erzählte, einem hübschen Städtchen am Rande der Rocky Mountains, nur wenige Kilometer von Banff entfernt. Wir mussten ihr quasi in die Hand versprechen, Canmore zu besuchen, wenn wir in der Nähe sind. Da wir eh mal wieder tanken mussten und der Ort auf unserem Weg lag, fiel die Entscheidung zu einem kurzen Stopp nicht schwer.
Wir haben den Abstecher nach Canmore nicht bereut. Es ist wirklich ein nettes kleines Städtchen in toller Lage zwischen einigen Bergrücken. Im Sommer lässt sich hier jede erdenkliche Aktivität vorstellen und selbstverständlich ist Canmore auch ein schöner Wintersportort. Wir haben einen längeren Spaziergang dort unternommen und fühlten uns richtig wohl, vor allem nach dem Rummel in Banff und Calgary in den letzten beiden Tagen. Das war ein schönes Ausklingen des Tages und eine passende Vorbereitung auf die restliche weitgehend entspannte Zeit in Kanada.